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Antisemitismus bei Immanuel Kant

Vortrag von Dipl.Theol. Markus Voss, Jena

19. Juni 2014


Galerie am Domhof - 19.00 Uhr
Zwickau


Kants Verachtung des Judentums erscheint deswegen so überraschend, da er als großer Denker der Aufklärung bekannt ist und sogar mit Juden befreundet war. Markus Voss-Göschels Arbeit macht deutlich, dass Kants Sichtweise eng mit seinem Religionsverständnis verbunden ist: "Diese Haltung kommt aus seinem Denken heraus, nicht aus seinen Erfahrungen im wirklichen Leben", ist der Jenaer Student überzeugt. "Kant lebte in einer eigenen, abstrakten Welt, die er sich selbst gebaut hat. Und er hat es versäumt, seine Schlüsse mit der Realität abzugleichen." In dieser eigenen Welt hat Kant zwischen verschiedenen Arten von Religion unterschieden. Das Judentum nimmt in seiner Kategorisierung jedoch keinen guten Platz ein: "Für Kant ist das Judentum ein absurdes und sinnloses Gesetzeswerk ohne moralischen Bezug und daher eigentlich keine Religion", erläutert Voss-Göschel. Denn während im Christentum die Regeln um einen moralischen Kern kreisen, sei der jüdische Gott jemand, der von den Menschen die bloße Verfolgung von Geboten, nicht aber Moral fordere.

Die Gedanken des berühmten Philosophen folgen einer eigenen Logik und Markus Voss-Göschels Abhandlung macht diese zumindest ein wenig verständlicher. "Seine Religionsphilosophie ist hier der Dreh- und Angelpunkt und deswegen würde ich Kant als theoretischen Antisemiten bezeichnen", sagt Voss-Göschel. Dennoch ist auch für den Theologiestudenten Kants Sichtweise nicht nachvollziehbar. "Seine Äußerungen sind ganz klar judenfeindlich und Kant verfehlt seinen eigenen Anspruch nach Menschenfreundlichkeit und Reflexion", stellt er klar.

Markus Voss-Göschel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde für seine Arbeit zum Antisemitismus bei Kant mit dem Franz-Delitzsch-Förderpreis für christlich-jüdische Verständigung der Freien Theologischen Hochschule Gießen ausgezeichnet.