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Als DDR-Bürger und Jude in der DDR

Vortrag von Dr. Herbert Lappe, Dresden

26. Februar 2015


Robert-Schumann-Haus - 19.00 Uhr
Hauptmarkt 5, Zwickau


Herbert Lappe zu seinem Vortrag:

"Ich bin in der DDR aufgewachsen - ein gewöhnlicher DDR-Bürger? Oder war doch einiges anders?

1949 kehrten meine Eltern aus der Emigration in England zurück, wo sie den Holocaust überlebt hatten. Sie wollten mithelfen ein neues und demokratisches Deutschland aufzubauen: Demokratie und allgemeiner Wohlstand als Garant gegen Antisemitismus. Das wusste schon August Bebel. Sie meinten das am Besten in der DDR tun zu können. Und in der SED. In die Jüdische Gemeinde traten sie umgehend ein. Nicht als religiöse Juden, aber mit dem Bewusstsein, dass ihre eigene Geschichte untrennbar mit der jüdischen verbunden ist. Bei diesem familiären Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass ich - wie viele Kinder jüdischer Emigranten - in der DDR gesellschaftlich aktiv war: In der sozialistischen Jugendorganisation (FDJ) und später in der SED.

Im Vortrag beschreibe ich meine Anstrengungen, und die meiner Freunde, innerhalb der offiziellen Strukturen die DDR voranzubringen. Zugleich nutzten wir diese Strukturen, um die von der Partei gesetzten engen Grenzen zu überschreiten. Einige meiner Freunde bekamen Ärger mit der Staatsmacht. Anders als bei den Bürgerrechtlern, waren unsere Aktivitäten nicht außerhalb sondern innerhalb des Systems. Das ist ein weitgehend unbekanntes Kapitel der DDR-Geschichte. Mitte der siebziger Jahre wurde mir bewusst, dass - obwohl die Verfolgung von Juden und der Holocaust aus Filmen und Büchern bekannt waren - kaum systematische Kenntnisse über die Geschichte der Juden in Deutschland, die Ursachen des Antisemitismus oder über den Widerstand von Juden gegen das NS-Regime vorhanden waren. Die Gruppe Begegnung mit dem Judentum, Vorläufer der heutigen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, nahm sich dieser Themen an. Sie war bei der Dresdner Annenkirche angesiedelt. Ich vertrat darin die Jüdische Gemeinde.

Während der Wendezeit war ich kurzzeitig aktiv bei der führenden Oppositionsgruppe in Dresden, der Gruppe der 20. Nach der Teilnahme am allerletzten Parteitag der SED kehrte ich wieder in den Vorstand der Jüdischen Gemeinde zurück.

Gewöhnlicher DDR-Bürger? Gab es diesen überhaupt? Der Vortrag beschreibt meine Erfahrungen: Als DDR-Bürger und als Jude."